Ende des Leistungssports, doch es ging weiter
Mit der Abtrennung des Leistungsbereiches vom Amateurbereich sollte 1988 der zunehmenden Professionalisierung und auch den damals neuen steuerlichen Möglichkeiten für Amateurvereine Rechnung getragen werden. Tuspo Nürnberg hoffte, durch diese Maßnahmen die Weiterentwicklung des Spitzensports zu gewährleisten.
Im Mai 1988 musste die 1. Männermannschaft zum 3. Mal nach 1982 und 1984 aus der 1. Bundesliga absteigen. Das letzte Auswärtsspiel verlor der Tuspo mit 22:23. Ein Unentschieden hätte zum Klassenerhalt gereicht. Durch dubiose Spielergebnisse der Mitabstiegskandidaten am letzten Spieltag erhielt der Abstieg einen faden Beigeschmack.
In den folgenden beiden Jahren belegte der Tuspo Platz 8 bzw. Platz 6 in der 2. Liga. Es zeigte sich jedoch, dass es selbst für die 2. Bundesliga immer schwerer wurde, den stets steigenden Finanzbedarf für den Spielbetrieb und die Spieler bereitzustellen. Da der Tuspo Vorstand 1990 keine Möglichkeit mehr sah, die notwendigen finanziellen Mittel zu beschaffen, meldete er die 1. Männermannschaft aus dem Spielbetrieb ab.
Die Folgen waren für den männlichen Bereich der Handballabteilung fatal. Viele gute Spieler verließen den Verein, ebenso Trainer und Funktionäre. Die verbliebenen Männer spielten in der Saison 1990/91 in der Kreisliga A weiter. Die Damenmannschaft hielt Tuspo die Treue und war auch weiterhin in der Bezirksliga erfolgreich.
Der absolute Tiefpunkt war im Februar 1992 erreicht, als bei der Abteilungsversammlung der bisherige Abteilungsleiter Ulf Schiel sowie die weiteren Mitglieder der Abteilungsleitung zurücktraten und von den nur 12 Anwesenden keine neue Abteilungsleitung gewählt werden konnte. Somit stand die Abteilung unmittelbar vor ihrer Auflösung. Nach erheblichen Anstrengungen – vor allem von Markus Renner – konnte dann aber in einer außerordentlichen Abteilungsversammlung im April 1992 eine neue Abteilungsleitung gebildet werden, die sich zum Teil aus Eltern der Jugendabteilung zusammensetzte. Rechtsanwalt Peter Hoffmann übernahm das schwierige Amt des Abteilungsleiters. Markus Renner als sein Stellvertreter und Spielleiter sowie Jugendleiter Gerhard Sarvari übernahmen die sportliche Leitung der Abteilung. Eltern handballspielender Kinder, wie Mathilde Ochsenkiel und Hubert Weißenberger, übernahmen weitere Abteilungsaufgaben.
Für die Handballabteilung begann eine neue Zeitrechnung. Im Vordergrund stand nun die Jugendarbeit.
Ulrike Kränzlein übernahm 1992 den Mini-Bereich von Markus Renner und führte diese Gruppe sehr erfolgreich im Sinne der Leitlinien für Mini-Handball. Die 6- bis 9-jährigen Mädchen und Jungen wurden langsam an das Spielgerät „Handball“ gewöhnt, ohne dass ein Leistungsdruck entstand.
Nach der Öffnung der Grenzen im Osten knüpfte man sofort Kontakte zu Jugendmannschaften von renommierten Vereinen aus Tschechien (Prag, Pilsen, Cheb) und den neuen Bundesländern (Chemnitz, Gera, Marienberg, Zwickau, Plauen u.a.). Durch die Ausrichtung eigener internationaler Jugendturniere konnten die Kontakte vertieft und ausgebaut werden.
Da immer mehr gute Jugendspieler der älteren Jahrgänge zu anderen Vereinen wechselten, konnte kein durchgehender Spielbetrieb in allen Jahrgangsstufen aufrecht erhalten werden. Im Frühjahr 1994 begann der komplette Neuaufbau mit C- und D-Jugendlichen. Diese Basisarbeit machte sich bezahlt. Im Laufe der Jahre kamen die Erfolge wieder, wenn auch eher bescheiden. Einige Stadtmeisterschaften, Kreismeisterschaften und gute Platzierungen in den Bezirksligen waren der Lohn für die gute Jugendarbeit. Berufungen in die Kader von Kreis-, Bezirks- und Bayernauswahlmannschaften folgten zwangsläufig.
Für den sportlichen Höhepunkt sorgte im Frühjahr 1995 die männliche C-Jugend mit ihrem Trainer Björn Farthöfer. In den Spielen um die Nordbayerische Meisterschaft legten unsere Jungs bereits im Hinspiel beim TSV Partenstein mit einem 17:10 Sieg den Grundstein für den Erfolg. So reichte ein Unentschieden im Rückspiel zum Gewinn der Nordbayerischen Meisterschaft. Im bayerischen Final-Hinspiel gegen TSV München-Ost waren unsere C-Jugendlichen die technisch bessere und auch homogenere Mannschaft, unterlag aber unglücklich mit 20:22 Toren. Im Rückspiel gelang es nicht, die beiden Bayernauswahlspieler des Gegners wirksam zu stören. Diese Spieler entschieden die Partie praktisch im Alleingang. Dennoch wurden unsere Spieler als Bayerischer Vize-Meister zu Hoffnungsträgern der Abteilung für die Zukunft.
Wie schnell solche Hoffnungen zerstört werden können, zeigte sich in den Folgejahren. Bedingt durch Trainerprobleme und mannschaftsinternen Querelen zerfiel die Mannschaft.
Eine erfreuliche Nachricht für die Tuspo Handballer gab es am 1. Mai 1996: Nach grundlegender Sanierung unseres Kleinfeld-Hartplatzes fand die feierliche Einweihung des erneuerten Kunststoff-Kleinfeldes statt. Endlich konnten wieder echte „Heimspiele“ ausgetragen werden. Dies beschränkte sich jedoch auf den Sommerspielbetrieb im Jugendbereich. Seitdem der Handball-Verband die Sommer-Qualifikationsturniere in Hallen verlegt hatte, wird der Platz in den Sommermonaten nur noch gelegentlich zum Handballtraining benutzt. Im Winter trainieren hier Mannschaften der Fußballabteilung.
10 Jahre Mini-Handball bei Tuspo waren ein würdiger Anlass, am 7. Juli 1996 ein großes Mini-Spielfest für die Kleinsten durchzuführen. 240 Kinder aus 23 Mannschaften spielten, turnten und vergnügten sich auf den drei Mini-Spielfeldern, der freien Spielwiese und der betreuten Spielstraße. Diese rundum gelungene Großveranstaltung war wieder einmal ein Kraftakt aller Verantwortlichen, angeführt von den Organisatoren Markus Renner und unserer Kreis-Mini-Referentin Ulrike Kränzlein. Nicht zuletzt durch die Mithilfe vieler Abteilungsmitglieder und dem großen Engagement der Eltern nahm das Spielfest diesen erfolgreichen Verlauf.
Trotz des Schwerpunktes auf die Jugendarbeit konnte der Spielbetrieb im Erwachsenenbereich zunächst aufrecht erhalten werden. Die Männermannschaft pendelte durch ständigen Ab- und Wiederaufstieg zwischen der A- und B-Klasse. Im April 1996 – nach gelungenem Wiederaufstieg in die A-Klasse – kam das vorläufige Ende einer Männermannschaft bei Tuspo. Fast alle Spieler wechselten zu DJK-Langwasser.
Die 1. Damenmannschaft rechtfertigte mit guten Leistungen die Zugehörigkeit zur Bezirksliga. Auch im Pokal konnten unsere Damen bis auf Bayern-Ebene vordringen. Nach der Saison 1997/98 kam aber auch für diese Mannschaft das Ende. Ausschlaggebend hierfür waren berufliche und private Gründe langjähriger Spielerinnen und der fehlende Nachwuchs aus dem Jugendbereich.
Hubert Weißenberger